Um in Bulle den Bullen tatsächlich abzuräumen, hätte ich mehr als eine Minute schneller auf dem 8 km Stadtrundkurs sein müssen. Was ich dafür hätte trainieren müssen, das geht wohl auf keine Kuhhaut, denn der Schweizer Julien Wanders, der das Rennen mit beeindruckendem Vorsprung auf die afrikanische Laufelite gewonnen hatte, ist quasi selbst ein Kenianer. Er lebt und trainiert im 2100m hohen Iten härter und konzentrierter als die meisten Kenianer selbst.
(Das war der Siegerbulle, den Julien Wanders am Ende gewonnen hatte)
Während Julien sich also am Ende hochverdient seinen Bullen im Ziel abholen durfte, ging es für mich lediglich noch um die Wurst. Mit Platz 10, 1 min Rückstand und 2:55 min pro Kilometer vielleicht nicht mal mehr um ein Würstchen. Für jemanden der zweimal täglich trainiert, gibt es gegenüber denjenigen, die es dreimal am Tag tun, keine Extrawurst. Man wird eben durchgereicht.
Naja, sei’s drum, denn als Testlauf im November kann man das durchaus gelten lassen. Und auch die meisten Afrikaner, die das hohe Anfangstempo mit Julien (2:37 auf den ersten Kilometer) mitgerannt sind, haben sich ins eigene Fleisch geschnitten und sind teilweise ordentlich eingegangen.
(Für mich ging es lediglich um die Wurst)
Nach 5 von 8 Runden wurden aber auch meine Beine immer schwerer und ich sehnte mir das Ende herbei. Als ich japsend im Ziel stand, meinte mein Coach natürlich auch noch seinen Senf dazugeben zu müssen und hat mich nicht ganz wortgetreu gleich zur Sau gemacht: „Marcel, das Fleisch war willig, aber heute der Geist zu schwach“. Ich hätte mich also mehr quälen sollen, den inneren Schweinehund (oder Bullenhund?) besiegen müssen? Das hätte ich auch getan, aber an diesem Tag wurde ich leider zum Veganer gemacht. Was hätte ich mit dem Bullen auch machen sollen – ach ja, nach dem Lauf gab es übrigens Spaghetti mit Hackfleischsoße!
(Eine tolle Veranstaltung mit besonderer Atmosphäre: Jedes Jahr gibt es einen neuen Corrida-Banner)
Nichtsdestotrotz ist das Trainingslager nach Kenia bereits gebucht, denn bei aller Liebe zur Ironie: „Ich muss endlich schneller werden!!!“